Farbrausch

Vorbereitung einer inklusiven Ausstellung

Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte auf Schloss Gottorf hatte sich entschieden, die monografische Ausstellung Farbrausch auch für blinde und sehbehinderte Besucherinnen und Besucher zum Erlebnisraum zu machen. Das bot sich an, weil der Berliner Maler Christopher Lehmpfuhl überaus haptisch arbeitet und sich als „malender Bildhauer“ sieht. Das inklusive Angebotskonzept wird auf einer extra Service-Seite vorgestellt.

Das Erfolgskonzept Fokusgruppe

Bemerkenswert an der Entscheidung, eine maximale Zugänglichkeit für blinde und sehbehinderte Ausstellungsbesucher herzustellen, ist nicht nur, dass sie überhaupt getroffen wurde, sondern

  • dass dies schon sehr frühzeitig geschah, nämlich schon zu Beginn der Vorbereitungsarbeiten zur Ausstellung;
  • dass eine engagierte Kunstvermittlerin speziell mit dieser Aufgabe betraut wurde;
  • dass diese die Konzeption mit einer Fokusgruppe aus Expertinnen und Exxperten in eigener Sache erarbeitete;
  • dass zu dieser Fokusgruppe auch mehrere Mitglieder von Andersicht gehörten, welche verschiedene Kompetenzen einbringen konnten und
  • dass die Fokusgruppe kontinuierlich und umfassend den ganzen Vorbereitungsprozess beratend begleiten durfte.

Julia Brunner, die seitens der Kunstvermittlung für die Umsetzung des Inklusionsanspruchs zuständig war, nahm im Sommer 2020 Kontakt auf zu verschiedenen Institutionen und Organisationen, um eine möglichst breite Expertise zu mobilisieren. Dies waren

Seit August 2020 war die Fokusgruppe durch in der Regel monatliche Zusammenkünfte in den gesamten Erstellungsprozess der Inklusionsmaßnahmen einbezogen – zunächst in Präsenzveranstaltungen und dann – pandemiebedingt – per Zoom-Konferenzen, E-Mail-Verkehr und Telefonate. Wichtig für das Gelingen war, dass das Museum und sein Bereich Kunstvermittlung hinter dieser Arbeit standen, dass der Künstler selbst aufgeschlossen war und einbezogen werden konnte. Christopher Lehmpfuhl nahm sich Zeit für ein Video-Gespräch mit der im Schloss Gottorf versammelten Fokusgruppe. Dr. Ingo Borges als Kurator unterstützte die konzeptionelle Arbeit in großer Aufgeschlossenheit.

Zunächst wollte Julia Brunner von der Fokusgruppe wissen, was für die blinden und sehbehinderten Besucher wichtig ist, um eine umfassende Teilhabe zu ermöglichen. Die dabei zusammengetragenen Aspekte wurden dann in Planungsmodule übernommen. Im folgenden wird auf diese Elemente näher eingegangen.

Audioführung mit Statements des Künstlers, Bildbeschreibungen und Orientierungshinweisen

Screenshot vom eGuide. Zu sehen ist seine Benutzeroberfläche
Screenshot vom eGuide. Zu sehen ist seine Benutzeroberfläche

Unstrittig war, dass es einen Audioguide geben musste. Reizvoll war, dass Christopher Lehmpfuhl selbst durch Statements zu den verschiedenen, in der Ausstellung gezeigten Aspekten daran teilnehmen würde. Damit war auch klar, dass die Produktion in Berlin stattfinden musste.

Weitere Komponenten sollten sein

  • Beschreibungen zu ausgewählten Werken und
  • Hinweise für die Orientierung innerhalb des Ausstellungsraums.

Die Gruppe setzte als Prämisse, dass es zu jeder Station auch eine Werkbeschreibung geben sollte.

Mit der Studioproduktion wurde auf Empfehlung von Andersicht Anke Nicolai beauftragt. Sie hätte auch Autorinnen für die Audiodeskription vermitteln können, doch hatten wir diese Kompetenz bereits selbst an Bord. Anke Nicolai gehörte schon in den 2000er Jahren zum Nordteam der Filmbeschreiber um Hela Michalski. Hela Michalski (auch stellv. Vorsitzende von Andersicht) gehört zum Fokusteam. Die blinde Hörfilmautorin hat die Werkbeschreibungen für diesen Audioguide gemeinsam mit Julia Brunner erarbeitet, für die das, wie sie mehrfach und begeistert sagte, eine sehr wichtige Berufserfahrung wurde. Hier als Kostprobe eine der so entstandenen Bildbeschreibungen.

Beschreibung zum Gemälde „Selbst mit Spiegel“ von Christopher Lehmpfuhl. Beschreiberinnen: Hela Michalski und Julia Brunner.

Der ganze, sehr hörenswerte Audioguide kann bis zum Ende der Ausstellung hier abgerufen werden.

Eine Frage, die wir frühzeitig aufwarfen und mit den Erfahrungen von Andersicht auch umfassend ausleuchten konnten, war die nach der medialen Verfügbarkeit des Audioguides. Das Museum wollte eine Web-Applikation, also einen Guide, der mit jedem auf PCs, Tablets und Smartphones verwendeten Browser benutzt werden kann. Uns war wichtig, dass dieser gut bedienbar sein müsste in

  • Nutzbarkeit aller enthaltener Informationen und Bedienelemente auch per Screenreader – im Falle des am weitesten unter blinden Nutzern verbreiteten iPhone ist das VoiceOver;
  • einfache, nachvollziehbare Struktur der Benutzeroberfläche;
  • leichte Auffindbarkeit und Aufrufbarkeit des eGuides.

Länger diskutiert wurde die alternative Aufrufbarkeit der einzelnen Stationen des Rundgangs per QR-Code. Hierfür wurde dann in Konsultation mit weiteren Praxispartnern eine leicht nachvollziehbare Umsetzung gewählt. Die QR-Codes wurden auf dem Fußboden rechts neben lang gestreckten Aufmerksamkeitsfeldern im taktilen Bodenleitsystem so aufgebracht, dass sie mit der Kamera des Smartphones erkannt werden, ohne dass es nötig wird, genau auf ein kleines Code-Feld zu zielen. Das funktioniert auch tatsächlich.

Langes Aufmerksamkeitsfeld im Bodenleitsystem. Daneben QR-Code für eGuide
Aufmerksamkeitsfeld im Bodenleitsystem. Daneben QR-Code für den E-Guide © VG Bild-Kunst, Bonn 2021, www.bildkunst.de

Wir drängten sehr darauf, die angebotene Browser-App rechtzeitig blind testen zu können. Das erwies sich als unbedingt richtige Vorkehrung. Tatsächlich gab es Nachbesserungsbedarf.

Zwar ist die Benutzung des Smartphones unter blinden Menschen als Kulturtechnik sehr weit verbreitet und wird recht gut beherrscht. Uns war es dennoch wichtig, eine Alternative anbieten zu können, die noch einfacher zu handhaben ist. Inzwischen hat die Nutzung von Hörbüchern einen hohen Standard erreicht. Hörbüchereien bieten sie an als Bestellung per Download. Diese gemeinnützigen Hörbüchereien sind organisiert in der Mediengemeinschaft für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen e. V. (Medibus). Unser Ansprechpartner dabei war die Norddeutsche Blindenhörbücherei (NBH) mit Sitz in Hamburg. Weil die Inhalte schon vorhanden waren, hielt sich die Nachbearbeitung in Grenzen. Die sog. DAISY-Struktur war noch darüber zu legen, das bedeutet eine Indexierung und Hierarchisierung für eine Navigation zwischen Überschriften verschiedener Ebenen und sogar einzelnen Sätzen. Das ist mittlerweile mit maschineller Unterstützung zu machen.

So ein DAISY-Hörbuch kann übrigens auch mit einfachen MP3-Playern genutzt werden. Der Audioguide zur Christopher-Lehmpfuhl-Ausstellung wurde also ganz rasch als DAISY-Hörbuch aufbereitet und durch die NBH als ZIP-Archiv zum Download bereit gestellt. Wir können uns vorstellen, dass derartige Audioguides künftig ins reguläre Ausleihverfahren per Katalog einbezogen werden.

Orientierungskonzept mit Bodenleitsystem, akustischen Wegbeschreibungen und taktilen Lageplänen

Neben der Zugänglichmachung inhaltlicher Informationen ist die Orientierung das zentrale Thema bei einem Ausstellungsbesuch blinder bzw. hochgradig sehbehinderte Besucher. Innerhalb der Ausstellung ist es hilfreich, wenn sich blinde Menschen selbständig bewegen können. Entweder sie kommen ohne sehende Begleitung oder sie möchten selbstbestimmt durch die Ausstellung gehen und ihrer Begleitung auch mal einen Freiraum geben.Bodenleitsyste

Weil wir immer auch überlegen, wie sich der Nutzen von Spezialmaßnahmen im Sinne eines Designs für alle maximieren lässt, brachten wir mit Erfolg den Vorschlag ein, die Verlegung eines Bodenleitsystems mit dem Orientierungsbedarf für die Gesamtheit der Besucher zu verknüpfen. Die Idee war, die Leitstreifen so zu verlegen, dass sie auch als Abstandsempfehlung zu den Kunstwerken zu verstehen sind.

Orientierungshinweise für blinde Ausstellungsbesucher

Nun machen Leitlinien an sich keinen Sinn, wenn wir nicht wissen, wohin genau sie uns führen sollen. Diese Informationen wurden in den Audioguide integriert. Hier daraus zwei Beispiele. Zunächst die Überblicksbeschreibung, die den blinden Besuchern eine räumliche Vorstellung vom Gebäude vermittelt.

Aus dem Audioguide zur Sonderausstellung „Farbrausch“. Beschreibung der Reithalle von Schloss Gottorf

Nachdem zu jeder einzelnen Station die Werkeinführung von Christopher Lehmpfuhl und die Audiodeskription zu einem ausgewählten Kunstwerk zu hören waren, folgt jeweils ein Orientierungshinweis, der hilft, zur nächsten Station zu gelangen. Dafür hier ein Beispiel.

Orientierungshinweise für den Weg von Station 1 zu Station 2

Wegbeschreibungen

Zum Servicepaket, das wir gemeinsam schnürten, gehören auch Hinweise für die Anreise. Hierbei kam es uns darauf an, dass möglichst alle wesentlichen Optionen berücksichtigt würden:

  • Die Zielgruppe ist differenziert in blinde Besucher, die allein reisen oder in Begleitung;
  • Blinde Besucher, die sich mit dem Langstock orientieren oder mit einem Führhund unterwegs sind;
  • Besucher, die mit der Bahn anreisen und dann mit dem Bus zur Schlossinsel fahren;
  • Reisende, die vom Bahnhof ein Taxi bevorzugen;
  • Menschen, die mit einem Auto auf die Schlossinsel gebracht werden.

Die Wegbeschreibungen hat dann ein Team von Andersicht e. V. erstellt. Es bestand aus dem sehenden Rehabilitationslehrer Karl Elbl und dem blinden Stockgänger Jürgen Trinkus.

Nach gemeinsamer Geländeerkundung haben sich Karl Elbl und Jürgen Trinkus vor der Reithalle unter das Ankündigungsschild der Ausstellung gestellt
Karl Elbl und Jürgen Trinkus vor dem Ausstellungsort Reithalle

Andersicht hat schon zahlreiche Wegbeschreibungen gestellt und geht auf dieses Thema in einem gesonderten Beitrag ein.

Tastobjekte und Mitmach-Angebote

Tastobjekte

Das Budget sah vor, zwei Bildwerke in tastbare Objekte umzusetzen. Die Fokusgruppe entschied in einer gründlichen Diskussion, welche Werke umgesetzt werden sollten. In der Diskussion spielte eine wesentliche Rolle, welche prägenden Momente aus Lehmpfuhls Exponaten sollen sinnfällig gemacht werden und welche eignen sich dafür. Expressivität und Gestaltungstechniken sollten fühlbar werden. Es war klar, dass dies nur möglich wird, wo vereinfachende Darstellungen vertretbar und zielführend sind und bei der Umsetzung ein Maximum an Gestaltungsmomenten vermittelt werden kann.

Die Entscheidung fiel für ein Werk aus dem Bereich der Berglandschaften und eines aus den Stillleben.

Die Aufträge wurden dann ausgeschrieben, und die Bewerbungen zweier Agenturen wurden durch die Fokusgruppe diskutiert. Als die Entscheidung für Inkl. Design gefallen war, wurden die Umsetzungskonzepte in einer Videokonferenz mit der Agentur diskutiert. Anregungen und Wünsche aus der Gruppe fanden Eingang in die endgültige Gestaltung der ausgewählten Objekte.

Die Audiodeskriptionen zu den Tastobjekten verdeutlichen, worauf es ankam.

Beschreibung zum Tastmodell Glockner-Duett
Das Tastmodell zum Gemälde Glockner-Duett
Tastmodell „Glockner-Duett“ in der Christopher-Lehmpfuhl-Aussellung „Farbrausch“, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021, www.bildkunst.de

Besonders intensiv hat sich die Fokusgruppe mit dem Tastmodell Gläser-Stillleben auseinandergesetzt, ging es doch darum, Perspektive handgreiflich zu machen. Das ist ein besonders schwieriges Ding für Früherblindete, die nicht auf eigene Seherfahrung zurückblicken können.

Beschreibung zum Gläser-Stillleben
Tastmodell Gläserstillleben von christopher Lehmpfuhl in der Sonderausstellung „Farbrausch“ © VG Bild-Kunst, Bonn 2021, www.bildkunst.de  Bild 6:
Tastmodell Gläserstillleben von Christopher Lehmpfuhl in der Sonderausstellung „Farbrausch“ © VG Bild-Kunst, Bonn 2021, www.bildkunst.de

Der Mitmach-Raum

Bärbel Wolter erklärt Jürgen Trinkus ein Tastbild
Bärbel Wolter erklärt Jürgen Trinkus ein Tastbild

Das Landesförderzentrum Sehen war direkt beteiligt durch die zwei Kunsterzieherinnen und Sonderschulpädagoginnen im Ruhestand Barbara Wolter und Susann Lokatis-Dasecke. Im Jahr 2008 erschien ihr Standardwerk Gemeinsam kreativ: Integrativer Kunstunterricht mit blinden Schülerinnen und Schülern bei der Edition Bentheim. Ihr Beitrag zur Lehmpfuhl-Ausstellung war vor allem die Gestaltung eines „Mitmach-Raums“. Darin wurden Formen und Farben aus den Gemälden der Ausstellung tastbar gemacht, sodass sich interessierte Besucherinnen und Besucher mit dieser anderen Wahrnehmungsweise auseinandersetzen können und die Möglichkeit zu eigenen Tast-Erfahrungen bekommen.

Weitere Handreichungen

Blick auf die Broschüren und den Lageplan
Ausleihbare Broschüren und Lagepläne für blinde und sehbehinderte Besucherinnen und Besucher © VG Bild-Kunst, Bonn 2021, www.bildkunst.de

Blinde Ausstellungsbesucherinnen und -besucher können mit ihren Tickets auch eine kleine Übersichtsbroschüre in Brailleschrift und einen Lageplan für die Schlossinsel und das Ausstellungsgebäude Reithalle erhalten. Die Infobroschüre gibt es auch im Großdruck. Die Braillebroschüre wurde vom Blindeninformationszentrum BLIZ des Blinden- und Sehbehinderten-Vereins Hamburg gedruckt. Der Lageplan wurde von Inkl.Design entworfen und im Landesförderzentrum Sehen als Schwellkopie vervielfältigt.

Personalschulungen

Der Umgang mit blinden oder hochgradig sehbehinderten Ausstellungsbesucherinnen und -besuchern ist für freie und feste Museumsmitarbeiter nicht unbedingt alltäglich.

Sowohl Andersicht als auch der BSVSH boten solche Schulungen an, die von den festen und freien Museumsmitarbeitern auch genutzt wurden.

Solche Schulungen helfen sehr wesentlich, Unsicherheiten im Umgang mit blinden und sehbehinderten Menschen abzubauen.

  • Wie spreche ich eine Person an, die mich nicht sieht?
  • Wie erkläre ich einen Raum einen Weg?
  • Wie begleite ist nichtsehende Menschen durch eine Tür, über eine Treppe zu einem Objekt?
  • Wie stelle ich Körperkontakt zu einem Objekt her, was ertastet werden kann?

Diese und viele weitere Fragen werden vom erfahrenen und bewährten Andersicht-Schulungsteam Dolle/Lossmann in Verbindung mit viel Wissenswertem über Blindheit und Sehbehinderung in praktischen Übungen vermittelt, was unter Pandemie-Bedingungen leider nur sehr eingeschränkt möglich war.

Ein kleines Fazit

In die inklusive Gestaltung der Christopher-Lehmpfuhl-Ausstellung ging eine Vielzahl von Leistungen ein, die gründlich mit Experten in eigener Sache besprochen und auf deren Bedürfnisse hin optimiert wurden. Auch bei der Wahl der Dienstleister wurden Ratschläge aus der Fokusgruppe dankbar geprüft und oft auch berücksichtigt. Dank der Kontakte und Erfahrungen mehrerer Fokusgruppenmitglieder darf am Ende resümiert werden, dass auch alle Leistungserbringer gute Arbeit lieferten.

Das Ergebnis der Arbeit kann sich sehen, hören und fühlen lassen.

31.01.2010: Audioguide fürs Nordseemuseum Husum zum Herunterladen

Parallel zum fest installierten TagIt-Guide für die Dauerausstellung des Nordseemuseums entstand diese Version zum Mitnehmen im komfortablen Daisy-Format.

Logo Nordseemuseum

Andersicht e. V. verfolgt auch mit diesem Projekt sein Ziel, kulturelle und touristisch interessante Objekte hör- und tastsinnig zu erschließen und die technisch fortgeschrittensten und nutzerfreundlichsten Kanäle zugänglich zu machen.

Diese Version der Museumsführung unterscheidet sich von der im Nissenhaus installierten in folgenden Punkten.

  • 1.  Diese Version dient der Vor- und Nachbereitung eines Museumsbesuches. Sie wurde daher um einige Abschnitte erweitert, die man besser schon vorab hört: Informationen zu Husum und zum Nordseemuseum (Anschrift, Öffnungszeiten, Eintrittspreise usw.), Hinweise zur An- und Abreise sowie zur Handhabung des Guides;
  • 2.  Die zusätzlichen Teile wurden aus Texten in synthetische Sprache konvertiert. Dies ist der Anfang unserer Projektlinie „hörbar gastlich“. Sofern hochwertige Stimmen und  Tools zur Verfügung stehen, gestattet dieses Verfahren eine flexible Änderung der Inhalte. Die eigentliche Museumsführung sprechen natürlich Sandra Keck und Jasper Vogt.
  • 3.  Auch der TagItGuide im Nordseemuseum arbeitet mit synthetisch generierter Sprache, nämlich bei den Leitpunkten für blinde Besucher. Diese Leitpunkte sind vor Ort wichtig, wurden aber nicht in die Daisy-Version zum Mitnehmen und Herunterladen integriert./

Im TagIt-Guide vor Ort holt man die akustischen Informationen mit einem sog. Reader, einem Lesestift ab. Berührt man den sog. Tag einmal, wird der Name des Objektes gesprochen. Wiederholtes Antippen liefert weitergehende Beschreibungen oder Inhaltswiedergaben. Die Daisy-Version dagegen bietet die  Information hierarchisch gegliedert durch Überschriften bis zu vier Ebenen an. In beiden Versionen ist es möglich vor und rückwärts zu navigieren. Die kleinste Einheit in der DAISY-Version ist die sog. Phrase, in der Regel ein Satz bzw. eine Sinneinheit.

Die gepackte ZIP-Datei muss zur Benutzung auf den gängigen DAISY- oder MP3-Playern heruntergeladen und entpackt werden!

Audioguide für das Nordseemuseum Zum Herunterladen!

Umfang der ZIP-Datei: 96,367 mByte,

19.12.2018 – Zehn Jahre Andersicht – wir konnten etwas vorweisen!

Der Ort unserer Feierstunde war mit Bedacht gewählt: Das NordfrieslandMuseum Nissenhaus.  Hier realisierten wir dereinst einen sehr ambitionierten Audioguide, dessen technische Umsetzung interessant aber nicht zukunftsfähig war.

Wir suchten zugleich die Nähe zu unseren „Tatorten“ Hallig Hooge und Nordstrand. Beider Bürgermeisterinnen waren gekommen, denn wir hatten etwas zu übergeben und etwas zu beginnen. Im Rahmen der Veranstaltung konnten wir den WattenAudioGuide für Hallig Hooge freischalten. Bürgermeisterin Katja Just und ihr Tourismusbüro hatten dafür gesorgt, dass dies auch gleich auf der Homepage der Gemeinde verankert wurde.

Von Regina Reuß, der Tourismuschefin von Nordstrand und ihrer Bürgermeisterin Ruth Hartwig-Kruse erhielt Andersicht den Auftrag, den WattenAudioGuide auf den Panoramaweg über den Klimadeich von Nordstrand zu erweitern.

NDR1 Welle Nord berichtete darüber In den 16:30-Uhr-Regionalnachrichten aus dem Studio Flensburg und im abendlichen Magazin „Von Binnenland und Waterkant“.

Auch die Westküstenausgaben der Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung würdigten unsere Veranstaltung in einem ausführlichen Pressebeitrag: „Barrierefreies Nordfriesland: Die Welt nur hören und ertasten“

18.12.2018 Klimadeich Nordstrand

Projektort Nordstrand: ein Klimadeich setzt andersichtige Maßstäbe

Im Rahmen unserer Jubiläumsveranstaltung in Husum am 18.12.2018 konnten wir unter Beteiligung unserer Partner und Akteure auf die Erfolgreiche Gestaltung des Promenadenweges über den Klimadeich von Nordstrand zurückblicken und die nächste Etappe einleiten, nämlich den Audioguide für diesen Weg zu erstellen. Zunächst aber ein lohnender Blick auf das bis hierher Erreichte.

Als wir im Jahr 2011 unser Projekt „Nordstrand Hörbar Gastlich“ realisierten, dachten wir nicht an Klimawandel und seine Konsequenzen. Die Nordfriesen aber hatten die neuen Herausforderungen des Küstenschutzes schon voll im Blick. Sie planten für Nordstrand einen Klimadeich. Der sollte nicht nur der steigenden Flutgefahr einen Riegel vorschieben, der bei weltweit steigendem Wasserspiegel zu erwarten ist. Die Deicherhöhung sollte auch dem Tourismus etwas Neues geben: ein 2,5 km langer Promenadenweg auf der neuen breiten Krone des Klimadeichs. Mit unserem damaligen Projekt haben wir vielleicht gedanklich die Interessen blinder/sehbehinderter Besucher ins Bewusstsein der Auftraggeber gerückt. Sie hatten jedenfalls das Ziel, einen Erlebnisraum für alle Sinne und alle Menschen zu schaffen.

Foto des 3D-Modells des Klimadeichs
Modell des Klimadeichs.
Es gehört zu den Tastreliefs, die auf dem Klimadeich aufgestellt wurden.

Mit der Konzipierung war das Landschaftsplanungsbüro Außenraum in Flensburg beauftragt. Dass dieses unsere Expertise suchte, freut uns, und wir meinen, es hat der barrierefreien Gestaltung gut getan. Jo Agnes Hauck, die uns damals konsultierte, ist auch zu unserem Feiertreff ins Nissenhaus gekommen. Gefragt nach den gesammelten Erfahrungen, die auch für Folgeprojekte berücksichtigt werden sollten, sagt sie:

„In Bezug auf die Freiraumplanung denke ich, dass es eigentlich gar nicht schwer ist, die Belange von Blinden und Sehbehinderten zu berücksichtigen, wenn
A. der Bauherr darauf Wert legt
B. der Bauherr dies von Anfang an als eines seiner Ziele definiert
C. der Planer dieses Ziel kennt und entsprechend berücksichtigt wird.
D. Der Planer sich früh externe Expertise dazu holt.

Vieles ist dann nicht einmal mit Zusatzkosten verbunden, z.B. die Auswahl der Farben für Bodenbeläge und Treppen.

Teile des Blindenleitsystems können gleichzeitig einen praktischen Nutzen haben, z.B. als Randeinfassung der Wege, die sowieso gebraucht werden.

Dort, wo die recht teuren Blindenleitplatten liegen, braucht man kein normales Pflaster, so dass es „nur“ um den Mehrpreis im Vergleich zum normalen Bodenbelag geht.

Informationsmöglichkeiten wie die 3D-Modelle sind auch für Sehende spannend und informativ, hier braucht man nur etwas Fantasie, um die Themen zu finden, die sich gut umsetzen lassen.

Teuer wird es immer dann, wenn im Nachhinein rausgerissen und neu gebaut wird, weil man sich in der Planungsphase zu wenige Gedanken gemacht hat.

Verschriftlichter Beitrag von Jo Agnes Hauck

Nun kommt es darauf an, dass das Leitsystem und die allsinnigen Angebote auch von denen genutzt werden, für die sie geschaffen wurden. Eine Hinführung und Gebrauchsanleitung wollen wir schaffen durch die Ausweitung unseres WattenAudioGuides auf eben diesen Promenadenweg von Nordstrand. Unsere Geburtstagsfeier ist dafür der offizielle Startpunkt.

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