Warum wir auf den Hörstift setzen

Andersicht folgt dem Leitgedanken „Ich höre und fühle, was Du siehst.“ Für den Ausstellungs- und Museumsbereich bedeutet dies, dass ein rein visueller Zugang zu den Exponaten nicht genügen kann. Museen sollen mehrsinnig erlebt werden können.

Moderne Präsentationskonzepte bemühen sich im Allgemeinen schon sehr um die Einbeziehung von Hörerlebnissen und – besonders in der Museumspädagogik für Kinder und Jugendliche – auch um haptische Erfahrbarkeit. Solche Angebote werden in der Regel als Ergänzungen entwickelt, jedoch nur selten im Sinne einer durchgängigen Zugänglichmachung für Menschen, die sich nicht auf ihre visuelle Wahrnehmung stützen können.

Konventionelle Audio- und Multimediaguides stellen zwar durchgängige Hörbegleitung für ganze Ausstellungen bereit, wir können die Mehrheit von ihnen aber kaum als technisch niederschwellig einstufen. Das Abrufen von Auditiven Begleitinhalten setzt eine Interaktion voraus, bei der der Benutzer dem Gerät klar machen muss, zu welchem Objekt er gerade Informationen haben will.

Ein niederschwelliger Ansatz liegt vor, wenn der Besucher nichts weiter tun muss, als sich dem Objekt zu nähern und mit einem Sensorstift ein Label mit einem Code zu berühren.
Unser Versuch mit einer RFID-Technik

Im Jahr 2009 hatte Andersicht die Gelegenheit, die gesamte Dauerausstellung des Nordseemuseums in Husum mit einer Audioführung zu versehen. Wir arbeiteten dazu mit der Marburger Firma Dräger & Lienert, die das System TagItGuide entwickelt hatte.

An den Eingängen zu den Räumen, an Objektgruppen und Objekten waren gut auffindbar Labels mit RFID-Chips platziert.

Die Idee des Systems war attraktiv. Berührt der Nutzer das Label mit dem Stift ein erstes Mal, erfährt er den Namen des Objektes. Tippt er es ein zweites Mal an, werden inhaltliche Details präsentiert. Will man weitere deskriptive Informationen bekommen, tippt man ein drittes Mal.

Wird eine Objektgruppe erstmals kontaktiert – egal an welchem Objekt – gibt es eine Einführung zum Bereich.

Zusätzlich wurden Orientierungs-Tags angebracht, die blinden Besuchern Hinweise zur Fortsetzung des Weges liefern.

Eine historische Darstellung des Projektes

Die technische Umsetzung hat sich als kaum praxistauglich erwiesen. Gründe und Problemfelder, die nicht aus dem Weg geräumt werden konnten, sind folgende:
Der Sensorstift war an einen tragbaren Kleincomputer angeschlossen. Neben diesem Kabel musste auch noch ein Kopfhörer angeschlossen werden. Das war eine recht umfangreiche Behängung und Bekabelung.

Am Minicomputer konnte es leicht zu Fehlbedienungen kommen. Wurde das Gerät unsachgemäß bedient oder im Depot nicht regelmäßig aufgeladen, wurde ein Systemstart erforderlich, der meist nicht ohne Support durch die Anbieterfirma zu machen war.
Diese Technik verbrauchte mehr Strom als der Akku für einen Rundgang hergab.

Inzwischen ist unser TagItGuide für Husum selbst zum Museumsstück geworden. Die Audioinhalte, gesprochen von Sandra Keck und Jasper Vogt, haben wir bewahrt. Sie können hier heruntergeladen werden!

Unser Hörstift

Präsentation des Hörstifts Bild 2

RFID, QR-Code und Bluetooth haben allesamt das gleiche Problem: sie benötigen aufwändige Hard- und Software. Bei unserer Suche nach Alternativen stießen wir auf den Hörstift, der sehr einfach konstruiert ist, robust gebaut, sehr leicht zu handhaben und reaktionsschnell ist.

Unser Anwendungspartner für diese Technik war zunächst das Multimar Wattforum in Tönning. Wir verwendeten zunächst den als Blindenhilfsmittel gebräuchlichen PenFriend. Fünf Stifte standen mit den deutschen und fünf mit den englischsprachigen Inhalten zur Verfügung.

Wir haben mittlerweile auf den Ting-Stift umgestellt, der eine Multi-Layer-Nutzung ermöglicht, also das rasche Umschalten zwischen verschiedenen Varianten von Informationen zu ein und demselben Objekt.

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